On the road again.

 

Jedes Mal, wenn ich das Wort Sicilia höre, muss ich an meine allererste Reise von Kamen nach Corleone denken, als ich mich mit einer kruden Mischung aus Französisch und Langenscheidt-Wörterbuch verständlich zu machen versuchte und erstaunt feststellte, dass man nicht Sizilia sagt, sondern Sssischilja. Oder: Ssitschilja, je nachdem, wo man ist.

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Etwa hier in Ortigia, der Wachtelinsel (schönes Wort!)

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unweit von Syrakus. Ein kleiner Trip, mit dem ich mich belohne, nachdem ich wieder an der Wasseroberfläche aufgetaucht bin: Mein neues Buch, „Die Gesichter der Toten“ ist fertig, hurra, hurra, hurra!

Für das Reisen in Sizilien gilt: Du weißt, wann du wegfährst, aber nicht, wann du ankommst. Von Syrakus aus habe ich mich nach Palermo durchgeschlagen, im besten Sinne des Wortes, denn seitdem auf der Autobahn zwischen Palermo und Catania eine Autobahnbrücke zusammengebrochen ist, ist Sizilien praktisch zweigeteilt. Hinzu kommt, dass sich die sizilianischen Verkehrsbedingungen seit den Bourbonenzeiten nicht wesentlich weiterentwickelt haben, das Eisenbahnnetz ungefähr auf dem Stand von Mali oder dem Sudan ist (wahrscheinlich beleidigend, für Mali und den Sudan) – was vor allem der mächtigen Buslinien-Lobby zu verdanken ist (nur so ein Detail: ein großer Busunternehmer ist der Bruder des zur Zeit in Haft befindlichen ehemaligen sizilianischen Regionalpräsidenten Cuffaro), weshalb ich von Syrakus nach Catania im Bus fuhr (eine Stunde),

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in Catania den Zug nahm (am Bahnhof der zweitgrößten sizilianischen Stadt: ein einziger Fahrkartenautomat und eine kilometerlange Schlange vor zwei geöffneten Schaltern), und

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herausfand, dass die zusammengebrochene Autobahnbrücke mehr Segen als Fluch war, nicht nur weil dadurch mehr und  auch schnellere Züge eingesetzt wurden, und ich in der Rekordzeit von fast drei Stunden für 225 Kilometer von Catania nach Palermo reiste, sondern auch weil ich während der Fahrt Ideen für mindestens drei Bücher fand.

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Eine Reise nicht nur durch Raum (Enna, Caltanissetta), sondern auch

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durch Zeit,
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auch weil das Pfeifen der Lokomotive klingt wie eine Dampflok in alten Western.

Kaum war ich in Palermo angekommen, kündigte Regionalpräsident Crocetta seinen Rücktritt an – aber dazu demnächst mehr.

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Ein Kommentar

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