Unser alter Freund

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Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, dass ich ihn vor lauter vor lauter San Remo, Karneval und Mafia vergessen – und übersehen hätte, dass vor einiger Zeit ein interessantes Urteil im sogenannten Mills-Prozess ergangen ist – jener Prozess, gegen dessen Urteil sich Berlusconi in weiser Voraussicht schon letztes Jahr ein Immunitätsgesetz (lodo Alfano) maßschneidern ließ, das ihn jetzt tatsächlich vor einer Verurteilung schützte. Denn sein Freund, der britische Anwalt David Mills wurde von einem Mailänder Gericht wegen Korruption verurteilt, zu viereinhalb Jahren Haft, weil als erwiesen betrachtet wurde, dass er von Berlusconis Firmenimperium Fininvest 600 000 Dollar dafür bekam, eine Falschaussage gemacht zu haben: die Existenz von Berlusconis Offshore-Gesellschaften zu verschweigen.

Das läuft ja wie beim Brötchenbacken, wird sich Berlusconi gesagt haben, weshalb er dann gleich auch noch dafür sorgte, dass eine weitere Ermittlung wegen Amtsmissbrauch kurz vor der Einstellung steht: Berlusconi hatte den Fernsehspielchef der RAI, Antonio Saccà angerufen und ihn darum gebeten, sich für fünf junge Damen zu verwenden – was im Übrigen nichts ungewöhnliches ist: Die RAI war schon immer ein Versorgungswerk für abgelegte oder zukünftige Politikergeliebte. Aufsehen erregten diese Telefonate nur deshalb, weil das ehemalige Nacktmodell Mara Carfagnana von Berlusconi zur Gleichstellungsministerin berufen wurde.

Jetzt also stehen die Ermittlungen kurz vor der Einstellung. Dankenswerterweise war es den Anwälten Berlusconis gelungen, zuvor die Ermittlungen von Neapel, wo man ihm nicht ganz so wohl gesonnen war, an ein römisches Gericht verlegen zu lassen – mit der Begründung, dass Berlusconi seine Telefonate ja von Rom aus geführt habe. Die Abhörprotokolle der Telefonate, an denen sich nicht nur die Leser des Espresso labten, sollen vernichtet werden. Derart beflügelt, schloss Berlusconi dann noch schnell ein Atomstromabkommen mit Sarkozy ab.

Oppositionsführer Veltroni ist zurückgetreten, die italienische Linke ist entweder zerstritten oder zur Rechten übergelaufen (Clemente Mastella, Ex-Justizminister unter der Regierung Prodi, will jetzt für Berlusconi in das europäische Parlament einziehen) – die einzige Konkurrenz könnte Berlusca nur noch aus Roberto Benigni erwachsen, der in San Remo einen halbstündigen Monolog hielt und am Ende mit standing ovations gefeiert wurde. Benigni muss nur noch etwas an seinem Haarwuchs arbeiten.

P.S.: Bei dem Benigni-Video erst auf den roten, dann auf den grünen Knopf drücken. Ein paar Italienisch-Kenntnisse sind von Vorteil.

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