Nach Corleone.

  • Als ich zwanzig Jahre alt war, setzte ich mich in einen alten Renault vier und fuhr von Kamen nach Corleone. Nur weil ich den Paten gelesen hatte. Auf meinem Bett liegend, unter einer mit Stiefmütterchenmotiven tapezierten Dachschräge. Dort habe ich den Putsch in Chile vorbereitet, unter besonderer Berücksichtigung von Allendes Agrarreform und der Verstaatlichung der Kupferminen, dort lernte ich unregelmäßige französische Verben auswendig und erörterte die Frage des Gewissens und der Schuld am Beispiel von Macbeth. Und zwischendurch las ich den Paten.“

So beginnt mein Buch „Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland“. Mit zwanzig war ich ein Opfer der Mafiafolklore – die ja dort bestens funktioniert, wo es keine Mafiatoten gibt. Und wo, falls es doch mal welche geben sollte, so getan werden kann, als hätten diese Mafiatoten nichts mit den ehrlichen, aufrichtigen Bürgern zu tun (wie hieß es doch so schön in der Antwort des Düsseldorfer Innenministeriums auf die Große Anfrage zum Thema Mafia in NRW: „Die unmittelbare Drohung und die Ausübung von Gewalt richten sich nach polizeilichen Bewertungen vorwiegend gegen italienische Landsleute.“ Die Mafiamorde von Duisburg? Lediglich Italiener, die Italiener ermordet haben.)

Glücklicherweise hat sich das mit der Folklore bei mir spätestens dann gelegt, als ich meine ersten Artikel über die Mafia schrieb. Immer wieder bin ich auch nach Corleone gereist – wo ich vor vielen Jahren auch den Gewerkschafter, Historiker und Schriftsteller Dino Paternostro (hier seine Homepage Città nuove Corleone) kennenlernte: einer von vielen Menschen in Sizilien, die mir die Augen geöffnet haben.

Um so mehr freue ich mich darüber, dass ich mein Buch am 11. Juli in Corleone vorstellen werde. Eingeladen hat mich das „Laboratorio della Legalità“ – eine Antimafia-Vereinigung, die dem ermordeten Staatsanwalt Paolo Borsellino gewidmet ist. Das Laboratorio della Legalità ist in einem ganz besonderen Haus untergebracht – es gehörte einst Bernardo Provenzano.

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