In eigener Sache

Petra Reski und Francesco Forgione – über den Umgang der deutschen Justiz mit Enthüllungsbüchern über die Mafia

 

 

Hamburg, 15. November. — Petra Reski ist mit ihrem im September 2010 im Hoffmann und Campe Verlag erschienenen Buch „Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland“ bislang von juristischen Kampfansagen verschont geblieben, obwohl sie auch in diesem Buch Namen umstrittener Personen nennt, etwa der beiden Erfurter Gastronomen Spartaco Pitanti und Domenico Giorgi. Diese beiden sind jetzt erfolgreich gegen das Buch „Mafia-Export“ von Petra Reskis Autorenkollege Francesco Forgione vor das Landesgericht München gezogen, welches verfügte, dass Forgiones  Buch nur noch mit unkenntlich gemachten Passagen vertrieben werden darf.

Petra Reski hat selbst einschlägige Erfahrungen gemacht: Als ihr Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ erschien, wurden mehrere Gerichtsverfahren und Strafverfahren gegen sie angestrengt. Letztlich durfte auch ihr Buch nur noch geschwärzt verkauft werden. Der Verlag geht jedoch weiter juristisch gegen dieses Fehlurteil vor.

Die Parallelen zwischen dem aktuellen Fall Forgione und dem Fall Reski sind auffällig: Dieselben Kläger (Spartaco Pitanti und Domenico Giorgi), dasselbe Landgericht (München), derselbe Richter (Thomas Steiner). Petra Reski dazu: „Die Signalwirkung, die von solchen Urteilen ausgeht, ist verheerend. Journalisten werden sich in Selbstzensur üben und lichtscheue Gestalten fühlen sich gestärkt. Eine Berichterstattung über die Mafia in Deutschland wird so unmöglich gemacht.“

 

 

 

 

Iris Seidenstricker
Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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Ein Kommentar

  1. Ich hatte für http://www.italienforum.info eine Besprechung von Francesco Forgiones Buch Mafia Export geschrieben, wollte dann zuerst auf der Webseite des Verlags den Ladenpreis herausbekommen, ging nach Fehlanzeige zu den Buchversendern und wieder Fehlanzeige.
    Zwei Minuten später hat der nicht immer kluge anse sich von GOOGLE abgetrennt und anderswo im weltweiten Netz nach dem sonderbaren Verschwinden des Buchs von Francesco Forgione gesucht. Denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es superausverkauft ist und erinnerte sich daran, dass auch andere Autoren, die sich mit Mafia in Deutschland (Petra Reski und Jürgen Roth) beschäftigt hatten, Ärger mit den Paten bekommen hatten.
    http://www.petrareski.com/2010/11/16/in-eigener-sache-3/
    Nein, keine Salve aus der Kalashnikov. Das geht auch subtiler und ganz rechtsstaatlich, indem man die Zensur mittels Anwalt und Gericht herbeiführt. Also letztendlich werden die Paten und ihre Helferlein zum Zensor, der Bücher verbietet oder Textpassagen schwärzt. Und die machen das viel wirkungsvoller als ihre Kollegen im kgl. preussischen oder k.u.k. österreich-ungarischen Staatsdienst vor 150 Jahren, die ja immer in der Schmuddelzone des Obrigkeitsstaates laborierten.
    Es ist doch gut, dass deutsche Anwälte und Richter keine fremdenfeindlichen Vorurteile gegen Leute aus San Luca haben.
    Das Buch von Francesco Forgione gibt es noch ungeschwärzt in italienischen, französischen und italienischen Ausgaben.
    Also Hirngymnastik machen und Sprachen lernen!

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