Depression

Genau das ging mir auch durch den Sinn, als ich im deutschen Fernsehen die Bilder von Live-Übertragung der Trauerfeier im Stadion von Hannover 96 sah. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich den Namen Robert Enke noch nie gehört. Das mag daran liegen, dass ich kein Fußballfan bin. Aus der italienischen Ferne betrachtet, schien es mir, als nähme Deutschland Abschied von einem Volkshelden. Einer, der sich für das Land geopfert hat. In Italien trauert man so um italienische Soldaten, die in Afghanistan getötet wurden. Oder um Richter, die von der Mafia ermordet wurden. Und in Deutschland stirbt man einen Heldentod, wenn man sich wegen Depressionen das Leben nimmt. Komisch eigentlich.

9 Kommentare

  1. …muss mir ja nicht alles gefallen, was ich so lese…ausserdem kannst du mich ruhig weiterhin duzen, liebe Petra – auch wenn wir uns fast 30 Jahre nicht gesehen haben…

  2. Übrigens: Falls Sie das Thema „Mafia“ nicht interessieren sollte („…. und immer wieder die Mafia …“) so gibt es dafür eine ganz einfache Lösung: Einfach nicht mehr meinen blog lesen!

  3. …ist ja denn eine ganz einfache Gleichung 6 italienische Soldaten + 1 Mafia Richter sind sicherlich mehr wert als ein Robert Enke. (…und immer wieder die Mafia…gaeaeaehhhn…)
    Vielleicht darf ich mal an den italienischen Volkshelden Marco Pantani ( Radrennfahrer, liebe Petra) erinnern, der 2004 verstarb. Zehntausende waren damals bei der Trauerfeier anwesend – hier, im beschaulichen Lucca nahm man den Tod der Soldaten zur Kenntnis…..und um Mafia Richter trauert man hier auch nicht mehr…“selber schuld“

    Ausserdem ging es nicht um R. Enke – er war eigentlich ein Anti-Star. Es war der Spiegel, der den Menschen entgegen gehalten wurde – erfolgreich, viel Geld – aber trotzdem einsam und ungluecklich.

    Vielleicht mal beim naechsten Besuch in Deutschland sich unters Volk mischen….

  4. Der Auftritt von Enke`s Frau hat bei mir auch gemischte Gefühle hervorgerufen. Jeder bearbeitet die Trauer anders, dennoch die Äusserungen noch an demselben Tag haben mich überwältigt. Man möchte manchmal auch nicht die intimen Details wissen und dies hätten viele respektiert. Mit Ausnahme von Medien vielleicht..

  5. Ich finde, Frau Simon und Sie machen es sich ein wenig zu einfach.

    Den medialen Aufriss zu kritisieren und darauf hinzuweisen, dass sich sowieso nichts ändern wird, ist doch schon fast banal. Dass Frau Enke wenige Stunden nach dem Tod ihres Mannes Intimstes berichtet, empfinde ich als – kühl formuliert – richtige Strategie, um einer späteren Prinzessin-Dianisierung von Robert Enke entgegenzuwirken. Meines Erachtens verhindert es zukünftige „Enthüllungen“, die nach und nach die Krankheit des Torwarts zerkaut hätten.

    Natürlich wird versucht, den Suizid in einen „höheren“ bzw. weiteren Kontext zu setzen – was ja auch legitim ist. Dennoch glaube ich, dass dieses „Trauer-Phänomen“ nicht ohne eine gewisse Kenntnis von der Person Enkes, vom Fußball und den Fans betrachtet werden darf.

    Und dass Robert Enke (nun) ein Held ist und auch Überhöhungen ausgesetzt ist, hat um Himmels Willen noch lange nichts damit zu tun, dass er einen vermeintlichen „Heldentod“ gestorben ist. – Aua!

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