Das Gute.

Heute morgen traf ich bei meinem Gemüsehändler eine amerikanische Freundin. Sie war mit einer Gruppe von deutschen Freunden unterwegs, vier Frauen und ein Mann, weshalb meine Freundin sofort, mitten auf der Gasse stehend, mein Mafiabuch in höchsten Tönen pries und den zwischen Auberginenkisten und Moskatellertrauben gedrängten Deutschen erzählte, dass einige Seiten meines Buches auf Geheiß deutscher Gerichte geschwärzt worden seien, um die Persönlichkeitsrechte verschiedener Protagonisten meines Buches zu wahren.

Am Ende der Ausführungen meiner amerikanischen Freundin versuchten sich die Deutschen angemessen beeindruckt zu geben, auch wenn sie nicht damit gerechnet hatten, frühmorgens mitten in Venedig, zwischen einem gotischen Palazzo und einer Barockkirche über die Mafia reden zu müssen. Eigentlich waren sie auf dem Weg zum Campo Santo Stefano gewesen, um die Kirche zu besichtigen. Eine Frau räusperte sich und sagte, ach ja, auch sie habe schon lange kein Vertrauen mehr in die deutsche Justiz. Die anderen nickten zustimmend. Aber dann war der Himmel so schön blau und der Platz auch etwas eng zwischen den Gemüsekisten, und dann sagte der Mann lachend: Ach, die Mafia hat ja auch etwas Gutes. Denn sonst würden Sie ja gar nicht mehr leben. 

3 Kommentare

  1. Im Spiegel online ist zu lesen (bezueglich des Nobelpreises fuer Obama):
    „Das hat der Krieg gegen den Terrorismus mit dem Krieg gegen die Mafia, dem Krieg gegen Drogen und dem gegen Menschenhandel gemein. Diese Kriege sind allesamt nicht zu gewinnen und müssen dennoch geführt werden.

    Mehr Drogen, mehr Mafiosi und noch mehr Terroristen

    Der Gegner wird im besten Falle behindert, zurückgedrängt oder eingedämmt. Es wird immer Drogen, immer Mafiosi und immer Menschenhändler geben. Der permanente Krieg – „The Forever War“, wie ihn der „New York Times“-Reporter Dexter Filkins in seinem jüngsten Buch nennt – ist Teil der modernen Wirklichkeit.

    Diese Wirklichkeit vergeht nicht, wenn wir uns von ihr abwenden. Im Gegenteil, sie wird als Ungeheuer zu uns zurückkehren. Wenn wir uns umdrehen, erkennen wir schon weitem die Fratze: mehr Drogen, mehr Mafiosi und noch mehr Terroristen.“

    Ein Teil der modernen Wirklichkeit, das nicht jedem present wird. Und da muss man doch nicht im Krieg leben, unter Terroristen leben, um es zu sehen..

  2. Tja, ich kann auch nur vermuten, was sich dahinter verbirgt: Ignoranz oder Selbstgefälligkeit? Vielleicht auch beides. Oder ein spezieller deutscher Humor? Aber auf jeden Fall verbirgt sich dahinter die Überzeugung, dass die Mafia in Deutschland nicht existiert.

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