Mafia und Medien

giovannistrangio

Natürlich ist die Mafia schon lange dazu übergegangen, die Medien für ihre Zwecke zu benutzen. Sie weiß: Nichts ist wichtiger als ihr Bild in der Öffentlichkeit. Der noch gesuchte vermutliche Killer der Duisburger Mafiamorde, Giovanni Strangio, gab der italienischen Wochenzeitschrift Panorama ein Interview, in dem er, was sonst, seine Unschuld beteuert. Strangio stammt aus San Luca und betrieb zuletzt eine Pizzeria im nordrheinwestfälischen Kaarst. In dem Interview bezeichnete sich Giovanni Strangio als unschuldig verfolgter Italiener, dem nichts anders vorzuwerfen sei, als in San Luca geboren worden zu sein – ein armer, arbeitsamer Italiener, den die Arbeitslosigkeit zwang, nach Deutschland zu emigrieren. Einer, der nach dem Massaker von Duisburg in Sippenhaft genommen worden sei. Für den Mafioso war das Interview ein voller Erfolg. Denn ihm gelang es nicht nur, darin die Existenz der ‘Ndrangheta zu leugnen, sondern auch sich als zärtlich sorgender Vater darzustellen, dessen junge Ehefrau nichts anderes sehnlicher erwartet, als die Rückkehr des zu Unrecht Verfolgten. Ein junger Vater, der überdies noch mit Baby im Arm abgebildet wurde. Im familientreuen Italien bleibt das nicht ohne Wirkung.

Schön ist, wie ein Blogger das Interview von Strangio kommentiert hat: Wenn du so unschuldig bist, dann kannst du dich doch auch der Polizei stellen.

Aber weil viele Leser eben nicht die Hintergründe kennen – und von den Medien, die sich für diese Mafiabotschaften einspannen lassen, auch nicht aufgeklärt werden, lohnt es sich für die Mafia immer, ein Interview zu geben, einen offenen Brief zu veröffentlichen: So gelangt es dem Sohn von des Cosa-Nostra-Bosses Santapaola sich aus der Hochsicherheitshaft zu Wort zu melden – ohne dass sein Brief in irgendeiner Weise redaktionell kommentiert worden wäre.

Zuletzt gaben sich Angelo und Francesco Provenzano die Ehre: Die Söhne des vor zwei Jahren verhafteten Bosses, der es geschafft hat, sich 43 Jahre lang zu verstecken, gaben der Repubblica ein Interview, in dem sie sich als liebende Söhne („Er ist vor allem unser Vater“) darstellten und ansonsten die üblichen Gemeinplätze strapazierten: Die Mafia ist überall, also ist sie nirgendwo. Die Mafiausssteiger sind das größte Übel.

Immerhin lebten die beiden Provenzano-Söhne 16 Jahre lang mit dem Vater auf der Flucht. Darüber wollten sie nicht sprechen.

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