Also, es war so. (Filmfestival 6 und Ende)

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Die Preise sind verteilt, und ich bin auch in diesem Jahr wieder meiner Rolle als Medium gerecht geworden, denn den venezolanischen Siegerfilm „Desde allá“ hatte ich verpasst. Gestern habe ich mich zum Nachsitzen gezwungen.

Danach war ich sogar geneigt, diese Liebesgeschichte zwischen einem alten Zahntechniker und einem Straßenjungen mit Kussmund zu mögen, sagen wir:  60 von den 93 Minuten waren ganz ok. Bis auf kleine Einschränkungen: Aki Kaurismäki hat das mit dem Understatementspielen, also quälend lange Einstellungen auf völlig unbewegte Gesichter, viel besser hingekriegt; der Vater des Zahntechnikers ist zu jung für den doch schon ziemlich faltigen Zahntechniker, der Zahntechniker fährt mit seinem verhassten Vater  – warum er ihn hasst? Keine Ahnung – im Aufzug, und der Vater merkt nicht, dass sein Sohn neben ihm steht.

Sagen wir also: Als Geschichte über die Suche nach und den Hass auf den Vater wäre der Film ganz passabel gewesen, auch als homosexuelle Liebesgeschichte in einem schwulenfeindlichen Land (der Zahntechniker ist einer, der Jungs dafür bezahlt, dass sie sich vor ihm ausziehen, während er sich selbst befriedigt – was sich aber schlagartig ändert, als er den schönen Straßenjungen trifft, dem läuft er hinterher und pflegt ihn bei sich zu Hause, nachdem der Junge zusammengeschlagen wurde, und  am Ende begleitet er ihn sogar in Anzug und Krawatte zu einem schauerlichen Familienfest und quatscht mit der Mutter des Straßenjungen, die ihn natürlich sehr, sehr misstrauisch beäugt.)

Selbst das etwas holzschnittartige Coming out hätte ich hingenommen: Ungefähr in der Mitte des Films verliebt sich der sehr schöne Straßenjunge  in den sehr faltigen Zahntechniker – den er erst beklaut hat, als „alte Schwuchtel“ beschimpft und ihn fast erstochen hätte, bis er plötzlich nichts mehr dagegen hat, schwul zu sein, was vielleicht auch daran liegt, dass der Zahntechniker ihm ein Schrottauto finanziert hat, mit dem sie an den Atlantik fahren, wo der Straßenjunge ihm gesteht, dass sein Vater im Knast sitzt, wegen Mord, worauf der Zahntechniker von ziemlich viel Gischt umweht über seinen Vater sagt, dass der zwar noch lebe, es ihm aber lieber wäre, wenn er tot wäre. Weshalb der Straßenjunge ruckzuck den verhassten Vater des Zahntechnikers umbringt, praktisch also als ultimativer Liebesbeweis. Und was macht der Zahntechniker? Er verrät den Jungen bei der Polizei. Und lässt ihn festnehmen.

Jetzt könnte man sagen: Böser, böser Zahntechniker. Alle Gefühle weggefräst.

Aber was ich eigentlich sagen will: Das Lustigste am Filmfest war, wenn wir uns den Inhalt der Filme erzählt haben und uns dabei gegenseitig ins Wort gefallen sind. So als hätten wir dafür geübt, am Festival des nacherzählten Films teilzunehmen. Ich glaube, wir hätten gute Chancen zu gewinnen!

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