Der Triumph der Vergeblichkeit

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Ja, der Gattopard. Alles ändern, damit alles so bleibt wie es ist, heißt es im Gattopardo, jenem Meisterwerk des Schriftstellers Tomasi di Lampedusa. Der Staatspräsident ist immer noch der gleiche, die beiden Letta (Enrico Letta als Ministerpräsident, sein Onkel Gianni Letta ist seit Jahrzehnten als DER Mann hinter B. bekannt) ziehen rechts und links die Fäden, die Höflinge in den Redaktionen jubilieren wie gewohnt, die Abgeordneten von PDL und PD(ohne L) machen La Ola im Parlament, und hoffen, dass es in der feindlichen Welt draußen nicht wieder zu solch hässlichen Szenen kommt, wie in dem Augenblick, als die Mauschelei zwischen PD und PdL amtlich wurde (das Video versteht man auch, wenn man kein Italienisch spricht: Höhepunkte sind Szenen wie die, als der (rechte) Parlamentarier La Russa einen Krankenwagen nutzt, um unbehelligt das Parlament verlassen zu können oder der (linke) Abgeordnete Fassina mit Münzen beworfen wird. Buffoni heißt übrigens so viel wie Hanswurst, Clown). B. ist glücklich, weil jetzt alle seine Prozesse ausgesetzt sind, und die PD ist glücklich, weil die 18 Milliarden Euro Schulden der Bank Montepaschi di Siena jetzt endlich dem italienischen Steuerzahler untergejubelt werden können.

Es muss wohl das Gattopardo-Gen sein, wie anders ist es zu erklären, dass man in Italien  eine Restauration auch ohne Revolution hinkriegt. Triumph der Vergeblichkeit. Der „alte, weise Mann vom Quirinalshügel“ (©Süddeutsche, gestern mit der Variante „Der alte Weise im Quirinal hat in kaum zwei Tagen jene Demokratiemaschine wieder in Gang gesetzt, welche die Parteien in den zwei Monaten seit der Parlamentswahl mit ihrer Sturheit gründlich blockiert hatten.“), der Weise also hat Enrico Letta zum italienischen Ministerpräsidenten benannt – Berlusconis Wahlhelfer in der PD. Sein Onkel Gianni Letta ist B.’s Mann fürs Delikate (Mafia, Vatikan, Justiz), also der Mann, der auf den es wirklich ankommt. Wer jetzt fragt, wo Renzi ist, jener weitsichtige Hoffnungsträger der PD (er pilgerte bereits im Jahr 2010 zu B. in seine Villa in Arcore und beteuert bis heute, dass er dies sofort wiederholen würde): Nun, ihm hat sein Freund B. den Gefallen getan, so zu tun, als hätte er etwas gegen Matteo Renzi als Ministerpräsidenten. Denn schließlich soll der Junge nicht jetzt schon verheizt werden, in einer Regierung, die vermutlich nicht eine ganze Legislaturperiode dauern wird, sondern nur so lange, bis die Italiener sich nicht mehr daran erinnern können, was eigentlich passiert ist. Renzi sitzt also auf der Bank.

Seit einiger Zeit trägt Tomasi di Lampedusas Werk auch auf Deutsch den Titel Der Gattopardo – und heißt nicht mehr wie einst Der Leopard. Als Metapher für den italienischen Adel, die herrschende Klasse von einst, wählte Tomasi di Lampedusa eben ganz bewusst nicht eine große gefährliche Raubkatze wie den Leoparden, sondern eine Pardelkatze, ein Ozelot, ein niedliches Zwergkätzchen, das nicht beißt, sondern schnurrt.

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