Hitler. Und die Mafia.

Durch Zufall bin ich auf einen richtig guten Blog gestoßen: den Hitler-Blog. Besonders inspirierend fand ich die Motivation, die da lautet:

„Hitler, Hitler, Hitler: Ob Film und Fernsehen, Literatur und Lifestyle oder Pop und Politik, längst ist Adolf Hitler zum “GröPAZ”, dem größe Popstar aller Zeiten. George Tabori hat über den Mythos Hitler einmal gesagt: »Es gibt Tabus, die zerstört werden müssen, wenn wir nicht ewig daran würgen sollen.« Die endgültige Zerstörung des Mythos Hitler – das ist die Aufgabe des Hitler-Blogs.“

Und deshalb dachte ich, dass mal wieder etwas geschehen muss, blogtechnisch. Wegen der vielen Parallelen zwischen dem Mythos Hitler und dem Mythos Mafia, über die ich schon öfter gesprochen und auch geschrieben habe. Und auf die mich Renate Siebert aufmerksam gemacht hat, die in Kalabrien lebende und forschende Soziologin und Adorno-Schülerin (die kurioserweise keinen Wikipedia-Eintrag hat. Hier ein Hinweis auf eines ihrer Bücher, hier und hier tauchte sie bereits in meinem Blog auf ). In einem Gespräch mit uns, das anlässlich des zwanzigsten Jahrestags der Ermordung von Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in Italien erscheinen wird, hat Renate Siebert diese Parallele noch einmal definiert:

„Mafia und Nationalsozialismus sind natürlich sehr unterschiedliche geschichtliche Phänomene. Der Nationalsozialismus war eine Form totalitärer staatlicher Macht, der das 20. Jahrhundert geprägt hat und auf extremer Gewalt, Rassismus und der Missachtung der Menschenrechte beruhte.  Die Mafia ist privat organisiert, hat einen totalitären Charakter und infiltriert Teile des Staates. Sie neigt nicht dazu, die Macht zu ergreifen, sondern ihre kriminellen Ziele dank der Unterstützung durch korrupte Elemente der öffentlichen Institutionen zu erreichen. Die Analogie besteht in dem terroristischen – und eben totalitären – Anspruch beider, nach Belieben über das Leben aller von ihnen Unterjochten zu verfügen. Die territoriale Macht der einzelnen Mafiaorganisationen bedeutet, dass sie den absoluten Anspruch erheben, über Leben und Tod der Bürger in einem bestimmten Kontext zu verfügen- dank der faktischen Abschaffung aller demokratischen Rechte. Da, wo die Mafia ihre Vorherrschaft ausübt, existiert keine Gleichberechtigung mehr (vor allem nicht zwischen den Geschlechtern), es herrscht keine Bewegungsfreiheit mehr, keine Wahlfreiheit, keine Freiheit über persönliche oder wirtschaftliche Entscheidungen, kein Recht auf eine andere Meinung. Die Mafia nutzt dabei die Freiheitsräume aus, die von den demokratischen Gesellschaftssystemen garantiert werden und hebt diese Freiheit gleichzeitig auf  – indem sie die Bürger in Untertanen verwandelt. Vor allem aber sollte die Zustimmung zu den mafiosen Taten diskutiert werden: Der Kronzeuge Calderone sagte: ‚Der Mafioso sucht die Macht und ist stolz, wenn er sie sich nehmen kann. Aber die meiste Macht wird ihm von anderen gegeben.‘ Es ist diese totalitäre Dimension des Phänomens, die alle Formen von Zustimmung für die Mafia so gefährlich macht. Darin liegt eine Analogie mit den Formen des nationalsozialistischen Totalitarismus, die beängstigend ist!“

Die Mafia ist natürlich sehr glücklich darüber, schon lange zum Pop-Phänomen aufgestiegen zu sein und somit verharmlost zu werden. Spätestens dank Don Vito. Es kann also gar nicht genug an der Zerstörung des Mythos Mafia gearbeitet werden.

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