Via con me

Via con me.

Vor ein paar Tagen ist es mir seit langer Zeit zum ersten Mal wieder gelungen, eine ganze Stunde lang RAI Uno zu sehen. Ohne dass mir schlecht wurde. Normalerweise zeigt RAI Uno nichts anderes als B’s-Propagandanachrichten, Fernsehballette, Sendungen über Morde in der Familie (Mutter erschlägt Kind mit dem Bügeleisen/Geliebter zerhackt Geliebte/Onkel erwürgt Nichte) oder Talkshows, in denen entweder B. selbst oder seine Höflinge darauf warten, dass der Talkmaster ihnen Stichwörter liefert – zu B’s unentwegt steigenden Popularitätswerten, dem Segen von B’s Immunitätsgesetz und von B’s neuem Abhörgesetz, sowie dem Fluch der von B. bezeichneten anthropologisch anders beschaffenen Staatsanwälte.

Und dann dies: In einen winzigen Sessel gezwängt saß da ein Mann mit einer riesigen Nase, ein Mann, der weder Rechtsanwalt noch Senator oder Minister von Berlusconis Gnaden war, ein Mann, der sich unentwegt am Kopf kratzte, über seine Bartstoppeln fuhr und nuschelnd  über seine Lieder sprach.  Über Via con me, und Genova per noi und Max und Sparring partner. Mit einem Mal hatte ich wieder all diese Melodien und Sätze im Ohr. Etwa, dass sie von ihm behauptete, er sei ein Makake ohne Geschichte, einer, dem die Erinnerung fehle, auf dem Grund der dunklen Handschuhe. Ich dachte an das Weg, komm weg von hier, nichts verbindet dich mehr mit diesen Orten, nicht mal diese blauen Blumen, nicht mal dieses graue Wetter, voller Musik und Männern, die dir gefallen haben, ein Lied, das ich zuletzt im Spider gehört habe, auf dem Weg von Kamen nach Corleone.

Paolo Conte erzählte über den Klang mancher Worte, etwa von verde milonga, und  im Hintergrund wurde Roberto Benigni eingeblendet, der mit Rumbarasseln jonglierte und versuchte, Via con me zu singen.

Via, via, vieni via di qui, niente più ti lega a questi luoghi, neanche questi fiori azzurri, via, via neanche questo tempo grigio, pieno di musiche e di uomini che ti sono piaciuti,  it’s wonderful, it’s wonderful, it’s wonderful, good luck my babe, it’s wonderful, it’s wonderful, it’s wonderful, I dream of you, chips, chips, du-du-du-du.

Und plötzlich wusste ich wieder, dass Italien nie verloren sein wird.


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