Ein ganz ganz großes Projekt.

Ja, in der Tat ein großes Projekt, die Hochwasserschleuse Mose. Vor allem wegen der 100 Millionen Euro Schmiergelder, die verteilt werden mussten. An den Bürgermeister, Regionalpräsidenten, den General der Finanzpolizei, den Staatssekretär, den Wassermagistrat, die Europaparlamentarierin … Heute morgen, als ich Zeitungen holte, hörte ich, wie ein Straßenkehrer zu seinem Kollegen sagte: Hast Du schon gehört? Jetzt ist auch Chisso zu Hause. Renato Chisso ist einer der Angeklagten im großen Schmiergeldskandal um die venezianische Hochwasserschleuse, über den ich schon öfter geschrieben habe, zuletzt hier und hier.

In Deutschland wurde der Bestechungsskandal kaum wahrgenommen. Man kann es den Deutschen nicht verdenken. Kaum hat man über einen Skandal geschrieben – nach Aussage des venezianischen Generalstaatsanwalts Nordio immerhin ein noch größerer Schmiergeldskandal als Tangentopoli – sind die verhafteten Politiker und Beamte schon wieder zu Hause. Und nicht nur das, alle haben gedealt (gibt es in Deutschland auch, remember: Ecclestone und das, was die Süddeutsche „Kassenjustiz“ nannte?).

Jetzt werden erste Wetten abgeschlossen, wie lange es dauern wird, bis die jetzt Verhafteten wieder auf einem gutbezahlten Posten sitzen.

schrieb ich am 5. Juni. Sie sind auf dem besten Weg. In den letzten 22 Jahren hat auch der größte Trottel gelernt, wie man es anstellen muss, um ungestraft zu bleiben. Die politische Klasse ist mit guten Beispiel vorangegangen.

Der größte Verlierer ist Venedig. Denn wenn diese korrupte Clique aus Politikern, Funktionären und Unternehmern nicht über Jahrzehnte die milliardenschwere Hochwasserschleuse gegen billigere und umweltschonendere Alternativen verteidigt hätte, wäre Venedig schon seit vielen Jahren vom Hochwasser verschont geblieben.

 

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