Langsam drehen hier alle durch. Letzte Woche habe ich für Focus ein Interview mit Beppe Grillo geführt, das heute erschienen ist. Aber schon am Samstag morgen konnte ich im Radio hören, wie aus meinem Interview, das noch gar nicht erschienen war, zitiert wurde, und zwar falsch. Daraufhin las ich die gleiche Falschmeldung im Netz auf der Seite der Repubblica. Um die Sache richtig zu stellen, habe ich dann eine Mail an Beppe Grillo geschrieben, in der ich versucht habe, den Weg der Falschmeldung nachzuvollziehen – die wurde dann auf seinem Blog veröffentlicht: „Mir scheinen hier in Italien alle verrückt geworden zu sein. Mein Interview für Focus ist noch gar nicht erschienen und schon wird Beppe Grillo mit Sätzen zitiert, die er gar nicht gesagt hat. Diese Technik erinnert mich etwas an das Spiel „Stille Post“. Auf der Seite von Focus wurde eine zusammenfassende Vorankündigung meines Interviews veröffentlicht. Und diese Vorankündigung wurde hier nicht übersetzt, sondern verfälscht – in eine Schlussfolgerung, die ich soeben auf der Seite der Repubblica gelesen habe (die jetzt übrigens, wie ich gesehen habe, gelöscht wurde und durch einen aktualisierten Beitrag ersetzt wurde): „Grillo: Ok für die große Koalition“ und weiter: „Ok für eine Regierung aus PDL und PD, mit Wahlrechtsgesetzänderung und Sparmaßnahmen“. Das ist eine Falschmeldung.“
Dahinter verbirgt sich natürlich das Delirium, in das italienische Politikerkaste und die für sie tätigen Journalisten geraten sind, seit mit dem Wahlausgang die Gewissheiten der letzten zwanzig Jahre auf den Kopf gestellt wurden.
Weil ich beeindruckend fand, wie die Hetzkampagne über das M5s (Movimento 5 stelle – die Fünfsterne-Bewegung) in die deutschen Medien geraten ist, habe ich darüber im Tagesspiegel einen Artikel geschrieben.