B.

 

Jedes Mal, wenn ich nach Italien zurückkehre, fällt mir auf, wie gut es tut, endlich mal wieder drei Tage lang nicht über B. gesprochen zu haben. Seine Wahnvorstellungen („Ich will eine Revolution, bringen wir den Justizpalast von Mailand um die Ecke!“), neuesten Veschwörungspläne und Exit-Strategien zu ignorieren (Staatspräsident segnet die nötigen Gesetzesentwürfe ab, um B. Straffreiheit in allen gegen ihn laufenden Verfahren zu garantieren, es folgt eine kleine, freundschaftliche Regierungskrise, im März Neuwahlen) und keine weiteren Details über seine Hürchen, Erpresser und Sexualpraktiken erfahren zu haben. Denn kaum ist man wieder hier, befällt dich B. wie ein Grippevirus, jede Zeitung, jeder Radiosender, das ganze Netz ist von ihm verseucht, von Fernsehen ganz zu schweigen. B. quillt aus jeder Mauerritze, die Minister von seinen Gnaden, die Staatssekretäre seines Vertrauens, die Regionalpräsidenten, Oppositionsführer und sonstigen Lakaien, die Lega, der Vatikan, der Staatspräsident, die Chefredakteure der RAI, der Repubblica und des Giornale  – alle tun so, als wollten sie ihn endlich loswerden. Getreu der bewährten und von Tomasi di Lampedusa strapazierten Devise: Alles muss sich ändern, damit  alles bleibt, wie es ist.

 

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