Was ich mir für das neue Jahr wünsche:
mehr Telefonanrufe, weniger Emails. Es gibt Tage, da besteht meine ganze kreative Leistung darin, siebzig Emails zu beantworten. Kein Mensch ruft mehr an. Außer, er will etwas ganz Dringendes, Unaufschiebbares. Ansonsten hat ein Telefonanruf, hinter dem sich nichts anderes verbirgt, als der reine Wille zur Kommunikation, bereits etwas Obszönes. Wenn man jemanden einfach nur so anruft, ohne ein Anliegen zu haben, einfach nur so, just for fun, fühlt man sich so aussätzig wie ein soeben erwischter Exhibitionist im Park. Schade eigentlich. Dies um so mehr, als es nicht allen Menschen gegeben ist, sich schriftlich adäquat auszudrücken. Wie viele Beleidigungen, Vorwürfe und Anfeindungen wären im Halse stecken geblieben, müsste man sie aussprechen, anstatt sie in einer Email zu schreiben. Und vor wenigen Jahren machte man sich noch Sorgen um das Aussterben der Schriftkultur. Nicht, dass es um sie heute besser bestellt wäre, angesichts von LOL oder FYI, von der 😉 -Seuche ganz zu schweigen. Gerade habe ich das Wort Email-Pest in Google eingegeben. Und bin auf der Seite eines englischen Kammerjägers gelandet.
die welt der digitalen kommunikation, von der wir erst einen bruchteil erleben, wird der anonymisierung vorschub leisten und dies wird letzendlich zur erosion der demokrie führen. neil postman hat früh davor gewarnt, aber man wird wohl nur aus schaden klug. hinzu kommt der kollateralschaden des verlusts der schrift- und schreibfähigkeit unserer kinder, da wir auch ihnen zumuten, sich primär mittels laptop, ipad oder anderer digitaler endgeräte (was für ein entlarvender begriff!!!) gehör beziehungsweise aufmerksamkeit zu verschaffen. p.s.: ihre publikationen zur krake der kriminellen organisationen sind wie ein magenbitter: gräßlich mundend und im selben moment heilend.