Supersilvio is back

Die Repubblica widmete sich heute ausführlich einem weiteren Fettnapf, in den Supersilvio, vulgo „der Psychozwerg“, zuverlässig getreten ist – in der gestrigen Pressekonferenz mit Wladimir Putin in der Villa Certosa, Berlusconis Besitz auf Sardinien. Nachdem Silvio seinem Freund Wladimir seinen vollautomatischen, per Knopfdruck zu betätigenden Vulkan gezeigt hatte, stellte man sich den Fragen des niederen Volkes. Eine russische Journalistin hatte den Mut, Putin zu fragen, ob er gedenke, sich scheiden zu lassen und die Turnerin Alina Kabaeva zu heiraten. Putin bekam einen Wutanfall und strafte die Journalistin wegen Majestätsbeleidigung ab, und Berlusconi tat so, als würde er zwei Gewehrläufe auf sie richten.

Nun ist es nicht wirklich geschmackvoll, so zu tun, als würde man eine Journalistin erschießen, die aus einem Land kommt, in dem in den vergangenen zehn Jahren 200 Journalisten ermordet wurden. Das viel größere Problem jedoch ist, dass der Psychozwerg in der Presse nun wieder seine Rolle als belächelter Irrer eingenommen hat – ein belächelter Irrer, der über ein belächeltes Land regiert, von dem man im Ausland eigentlich nur wissen möchte, wo seine schönsten Strände, billigsten Hotels und besten Restaurants zu finden sind.

So lange Berlusconi zuverlässig seine Showeinlagen liefert, wird sich niemand die Mühe machen, zu verstehen, was sich hinter der Opera buffa wirklich verbirgt, nämlich ein ängstliches und erstarrtes Land. Ein Land, an dem jeder kulturelle und wirtschaftliche Fortschritt vorbeigezogen ist. Ein Land, in dem ein Zyniker regiert (der wegen Steuerbetrugs, Bilanzfälschung, Mitwirkung in einer mafiosen Vereinigung, Richterbestechung, Mittäterschaft bei Anschlägen angeklagte, geliftete und künstlich behaarte, reichste Unternehmer Italiens) – dem es längst gelungen ist, sich mit einer linken Opposition glänzend zu arrangieren, die sich nach nach außen hin so kämpferisch gibt, als lebte sie noch in den Zeiten der industriellen Revolution, die im Innersten jedoch von dem gleichen Zynismus getrieben wird, wie der Psychozwerg. Es sind Politiker, die nie eine Reform durchsetzen werden, weil sie Wählerstimmen kostet, Politiker, die sich mit der Mafia arrangieren, Politiker, die sich erst dann für ihre Taten verantwortlich fühlen, wenn sie in dritter und damit letzter Instanz verurteilt werden (was so gut wie nie geschieht). Ihr einziger wirklicher Feind ist die Justiz – weshalb allen Staatsanwälten, die in der letzten Zeit gegen Politiker ermittelt haben – etwa gegen den ehemaligen Außenminister und Linksdemokraten Massimo D’Alema oder gegen den ehemaligen Justizminister Mastella – die Ermittlungen entzogen worden sind.

Das ist Italien. Aber es ist natürlich lustiger, über Berlusconis Fettnäpfchen zu schreiben. Ich kann das verstehen.

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2 Kommentare

  1. Oder weil sie zu viel italienisches Fernsehen gesehen haben. Ein Vierteljahrhundert italienisches Fernsehen habe aus verschiedenen Intelligenzen Marmelade gemacht, sagte der italienische Schriftsteller Roberto Alajmo.

  2. Die Frage, die sich jedem Italientourist stellt: Warum werden diese Knallchargen immer wieder gewählt? Solange das Publikum lacht, statt sie von der Bühne zu treiben, werden sie ihre komische Oper weiter zum besten geben. Italien eine comedia dell arte.

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