Endlich

… durfte ich mich outen: Ich bin eine kleine, radikale Minderheit. Danke an @christine_gorny von @radiobremen. Hier unser Gespräch über Mafia, Literatur, Familie, Polen, Ruhrgebiet und Venedig zum Nachhören.

4 Kommentare

  1. Tod eines Bankers (Monte dei Paschi di Siena)

    Hallo Frau Reski,
    falls Sie obige Doku noch nicht angesehen haben, hier geht´s lang:

    https://www.arte.tv/de/videos/070830-000-A/tod-eines-bankers/

    Die Doku ist sehr professionell gemacht.
    Zwei Suizide, einer möglicherweise Mord (David Rossi). Hohe Verluste für MSP aus Kauf der Banca Popolare Antoniana Veneta – welche wenige Monate zuvor von der Banca d´Italia geprüft wurde. Genehmigung des Kaufs durch die Banca d´Italia, von Draghi unterschrieben. MSP hat selbst keine Prüfung mehr vorgenommen und wohl sehr übereilt gekauft. Hohe Verluste aus Derivatehandel und hohe Verluste aus Kreditgeschäften. Offensichtlich läßt sich bei vielen Geschäften nicht mehr feststellen, wohin die Gelder tatsächlich geflossen sind!! Ein Teil der Gelder ist natürlich auch in die Region geflossen (zur Unterstützung der Politiker). Ob sich die Verluste aus den Derivaten auf falsche Markteinschätzungen zurückführen lassen oder bewußt „produziert“ wurden, bleibt offen.
    Wie die Vergangenheit gezeigt hat, können gerade über die Handelsabteilungen (Geld, Gold, Devisen, Anleihen etc. und natürlich die damit verbundenen Derivate) große Beträge aus einer Bank gezogen werden – ohne, daß es sofort auffällt. Beispiele gibt es genug, angefangen mit Herstatt-Bank (Devisenhandel), VW-Devisenskandal (via Ungarische Nationalbank), DG-Bank Frankfurt (aus Anleihehandel + Devisenhandel) Barings Bank London (Derivate), SocGen Paris (Derivate, 5 Mrd. Verlust wurden nur durch Zufall entdeckt) usf..
    Wäre es kühn davon auszugehen, daß sich die Mafia hier auch bedient hat? Die erforderliche Infrastruktur dürften sie besitzen, know-how könnten sie gekauft oder auch selbst inzwischen erarbeitet haben.
    Es scheint nahezu unmöglich, MSP wirklich intensiv zu prüfen. Ebenso die Antonveneta. Hinzu kommt, daß durch die Übernahme viele Vorgänge weiter verschleiert und nicht mehr nachvollzogen werden können.
    Was sagen die Gerüchte in Italien?
    Vielleicht sollte sich Serena Vitale nach Siena versetzen lassen? Aber Vorsicht, soll tiefste Provinz sein, schreibt Gianna Nannini .
    Herzliche Grüße

    Kurt R. Noll

  2. Hallo Frau Reski,

    **HEUTE** interessanter Fernsehabend auf Arte – ab 19:40 Uhr !!

    19:40 – Mord auf Malta / Wie korrupt ist die Insel?
    20:10 – Die Skandalbank (HSBC)
    21:40 – Gesprächsrunde (Skandalbank)
    21:50 – Tod eines Bankers (Monte dei Paschi di Siena)

    Vermutlich wird wohl alles auch nach den Sendungen in der Mediathek abrufbar sein.

    Einen schönen Abend wünscht
    Kurt R. Noll

  3. Mafia auf deutsch

    Hallo Frau Reski,
    es steht natürlich nicht in Frage, dass die ital. Mafia in Deutschland aktiv ist. Aber es bräuchte die nicht, denn wir haben durchaus unsere eigene, homemade, „Mafia“.
    Am 04.12.17 lief bei der ARD eine Doku und die hat, obwohl viele Vorfälle schon bekannt waren, dennoch bei vielen Schnappatmung hervorgerufen. Diese Doku („Bimbes – Die schwarzen Kassen des Helmut Kohl“) ist jetzt ein Jahr abrufbar unter: http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Bimbes-Die-schwarzen-Kassen-des-Helmut/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=48136314

    Wie gesagt, vieles ist, wenn auch immer nur scheibchenweise, vorher schon an die Öffentlichkeit gedrungen, doch so auf eine 1 1/4 Stunde eingedampft, war es eigentlich erneut ein richtiger Schock (man hat doch viel im Laufe der Zeit wieder vergessen). Vielleicht erinnern Sie sich, 1999/2000 gab es in Deutschland die „Spendenaffaire“ um Helmut Kohl. Er wurde erwischt, dass er ca. 3,0 Mio Spendengelder angenommen und nicht ordnungsgemäss deklariert hatte. Die Ermittler wollten natürlich wissen, von wem diese Spenden gekommen waren, doch Kohl lehnte eine Auskunft ab, da er den Spendern sein Ehrenwort (Politiker und „Ehrenwort“ – phhh) gegeben habe, ihre Namen nicht zu nennen. Die Doku stellt fest, dass es für dieses Geld gar keine Spender gab – alles Lug und Trug. Das Geld stammte tatsächlich von Nummernkonten, auf denen immer noch viele Millionen, der eigentlich abgeschlossenen „Flick-Affaire“, Kohl und der CDU zur Verfügung standen.

    Eigentlich unglaublich, mit welcher Intensität sich F.-K. Flick und sein Adlatus, v. Brauchitsch, in die deutsche Politik eingemischt und, ganz speziell Kohl, gefördert haben. Kohl sollte 1973, nach deren Willen, den CDU-Vorsitzenden Rainer Barzel von dessen Amt ablösen. Man scheint Barzel regelrecht herausgekauft zu haben, denn er bekam dann über einige Jahre jedes Jahr 250.000 DM (vermutlich netto) aus den schwarzen Kassen. Hier ist aber ein deutlicher Unterschied zur ital. Mafia zu erkennen – bei denen hätte man es wahrscheinlich wie einen Unfall aussehen lassen. (Nun, es war ja nicht alles schlecht unter Kohl, aber es ist wie so oft: „Wo es Licht gibt, gibt es auch viel Schatten.“) Auch unser letzter Finanzminister, ist daher auch nicht in der Lage, den ersten Stein zu werfen. Er hatte seinerzeit Bargeld in Höhe von 100.000 DM (mehr konnte man nicht nachweisen) von dem Waffenhändler Karheinz Schreiber angenommen und nicht deklariert. Seiner Karriere hat es jedenfalls nicht geschadet, heute hat er das protokollarisch zweithöchste Amt im Staate inne.
    Und, ob es heute in der deutschen Politik nicht immer noch schwarze Kassen gibt, darüber lässt sich trefflich spekulieren.

    Ein interessanter ARD-Bericht, wenn Sie Zeit finden, sollten Sie ihn sich ansehen.

    Wie man aus Ihren Büchern lernen konnte, ist ja eine „Fusion“ der ital. Mafia mit unsrigen „Ehrenwerten“ nicht unbedingt auszuschliessen. Goccia a goccia, scheint es ja schon im Gange zu sein.

    Nette Grüsse

    Kurt R. Noll

    1. Ja, etwas Ähnliches habe ich auch gedacht, als ich mir den Film angesehen habe. Allerdings finde ich es etwas bedauerlich, dass so etwas in Deutschland erst herauskommt, wenn die entscheidenden Beteiligten bereits mausetot sind. Nicht sehr mutig.

      Heute ist in der SZ ein interessanter Artikel zu lesen über die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Berthold Beitz und Reinhard Gehlen, dem damaligen Chef des BND, dem Auslandsgeheimdienstes. Sicher, man könnte jetzt sagen: Wenn es darum geht, Märkte zu erobern, überwindet man in Deutschland alle weltanschaulichen Gräben.

      Ich ziehe aus beiden Geschichten, aus Kohls verniedlichendem „Bimbes“ und aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Beitz und Gehlen (beide erst einer großen Öffentlichkeit bekannt gemacht, als die Beteiligten schon zu Staub zerfallen sind) – lediglich den Schluss, dass es nicht so weit her ist, mit der Pressefreiheit in Deutschland.
      Wahrscheinlich werden wir auch erst in dreißig, vierzig Jahren etwas darüber lesen können, welche deutschen Politiker – in schönster Zusammenarbeit mit ehemaligen Stasi-Offizieren und Agenten des Verfassungsschutzes – mit welchen Mafiosi zusammengearbeitet haben.

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