Nessun dorma.

 

Palermo im Winter
Palermo im Winter (Foto: Rosario Riina)

Heute mal wieder mit Serena Vitale telefoniert. Um zu hören, was es so Neues gibt. Sie hielt sich ziemlich bedeckt, logisch, ist ja auch keine gute Idee, am Telefon über laufende Ermittlungen zu reden. Zumal sie einen neuen Chef hat, der alte ist ins Justizministerium weggelobt worden. Was sie über den neuen gesagt hat, kann ich hier nicht schreiben, nicht jugendfrei. (Und da fand ich es, unter uns gesagt, ziemlich erstaunlich, wie offen sie über ihn geredet, nein, gelästert hat, am Telefon, ich will jetzt nicht übertreiben, aber ich hatte fast den Eindruck, dass es ihr ein gewisses Vergnügen bereitete, nach dem Motto: Ein offenes Geheimnis, dass R. eine Nulpe ist, genau aus diesem Grunde wurde er für diesen Job ausgesucht.)

Letztes Jahr  ist Serena Vitale zu Silvester übrigens mit ihrer Mutter und ihrer Tante in das Teatro Massimo gegangen, es gab Turandot von Puccini. Serenas Mutter und ihre Tante fanden, dass die Geschichte an sich hahnebüchen sei, vor allem das Ende, wenn Prinzessin Turandot gesteht, dass sie den Prinzen Kalaf von Anbeginn gehasst und zugleich geliebt habe – zumal das Ganze von einem moppeligen Tenor und einer strammen Sopranistin interpretiert wurde, die vergeblich versuchten, sich zu umarmen. Es sei ihnen lediglich gelungen, die Bäuche gegeneinander zu reiben. Serena, ihre Mutter und ihre Tante aber fielen Mutter keineswegs vor Lachen von den Stühlen, sondern sahen der Annäherung ergriffen zu. Um jetzt ihren Ausdruck zu benutzen: „Bis in die Nackenhaare bewegt, erfüllt von zu Herzen gehenden Taktwechseln, verzweifelten Todesgesängen und gläsernen Orchestersätzen. Das ist das wahre Wunder der Musik: zwei Zeppeline zu sehen und an die Liebe zu denken.“

Bei Nessun dorma fing Serena Vitale an zu heulen. Was nicht so erstaunlich ist, wie es klingt. Sie bricht sogar bei Nationalhymnen in Tränen aus, selbst bei der nicht singbaren italienischen, sie heult bei Militärmärschen, bei Blechmusik ohnehin, und bei Trauermärschen, so wie man sie auf den Karfreitagsprozessionen in Sizilien hört, etwa  „Una lacrima sulla tomba di mia madre“ ist bei ihr kein Halten mehr.

Hätten Sie jetzt nicht gedacht? Tja, an Serena Vitale gibt es eben noch viele Seiten zu entdecken. Wir haben uns für das neue Jahr verabredet, sie will mir ein paar Sachen erzählen. Und das, was sie mir angedeutet hat, klang schon so unfassbar, na ja, mehr will ich an dieser Stelle noch nicht verraten. Fortsetzung folgt.

 

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