Vernichtender Schlag

Baumafia und Köln, das ist ungefähr so wie Mozzarella und Tomaten, könnte man meinen. Aber nicht alle kennen Mozzarella und Tomaten, deshalb sind Überschriften wie: „Schlag gegen die Baumafia“ natürlich keine Schande. Das Frustrierende daran ist nicht, dass die Baumafia plötzlich scheinbar neu entdeckt wird (huch), sondern dass nicht darüber berichtet wird, wie es nach den Verhaftungen weitergeht: Wie die Prozesse am Ende ausgehen. Meistens sehr gut. Zumindest für die Mafiosi.

Als ich für mein Buch „Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland“ an einer Verhandlung gegen selbige teilnahm, war im Kölner Landgericht nicht die Rede von Baumafia, sondern von einer „bandenmäßig organisierten Struktur, die in gewerbsmäßiger Art und Weise in großem Umfang Steuern hinterzogen und den Sozialversicherungsträgern hohen Schaden zugefügt hatte«. In Amerika spricht man ja auch nicht von dicken Amerikanern, sondern von »andersgewichtigen Menschen«. Jeder der Angeklagten hatte zwei hoch bezahlte Spitzenverteidiger – die ausführlich darstellten, dass es sich weniger um Mafiosi, als um eine vom Schicksal benachteiligte Truppe handelte (der eine fiel als Kind vom Baum und fing an zu trinken, der andere betrieb eine Pizzeria, deren Lieferantenumsätze traurigerweise immer die Umsätze überstiegen, ein dritter konsumierte Kokain nasal).

Der Richter monierte den Niedergang einer seriösen Bauwirtschaft, betonte die Verantwortung der deutschen Auftraggeberfirmen und der Kolonnenschieber, die sehr wohl gewusst hätten, dass die italienischen Firmen, mit denen sie zusammenarbeiteten, nur Scheinfirmen waren. Er hob anerkennend hervor, dass die Angeklagten alle ein Geständnis abgelegt hatten, was sich ebenso strafmildernd auswirke wie der Alkohol- und Drogenmissbrauch einiger Angeklagter, er lobte die maßvolle Vorstellung vom Strafmaß seitens der Staatsanwaltschaft und verkündete schließlich ein mildes Urteil: Die Höchststrafe lag bei vier Jahren und sechs Monaten, alle anderen lagen darunter, ein Angeklagter wurde freigesprochen.

Frustrierend ist das vor allem für Polizisten und Ermittler. Sie sind die einzigen, die um den Zustand der Mafia in Deutschland wissen. Die deutschen Gesetze hingegen sind ein Einladungsschreiben.