Why not

Bevor jetzt im Angesicht der heranrollenden Berlusconi-Welle die Prodi-Regierung von den deutschen Medien heilig gesprochen wird, sei an das Buch mit dem Titel „Die Kaste. Wie die italienischen Politiker zu Unantastbaren wurden“ erinnert. Es geriet zu einem Bestseller, weil es den Zynismus Italiens herrschender Politikerklasse auf den Punkt brachte – einer Politikerklasse, die das Land wie eine Privatschatulle betrachtet und sich mit den entsprechenden Gesetzen Immunität verschafft. Sowohl von links, als auch von rechts. Justizminister Clemente Mastella hatte höchstpersönlich dafür gesorgt, dass Staatsanwälte abberufen werden, sobald sie gegen italienische Politiker ermitteln: Dem kalabresischen Staatsanwalt Luigi De Magistris wurde das Verfahren entzogen, als bekannt wurde, dass er sich erkühnt hatte, wegen Veruntreuung von EU-Geldern und der Verflechtung von Politik und ‚Ndrangheta nicht nur gegen einige Freunde des Justizministers Mastella zu ermitteln, sondern auch gegen den Ministerpräsidenten Prodi selbst, damals noch in der Eigenschaft als Präsident der europäischen Kommission. Der Justizminister enthob den Staatsanwalt von den Ermittlungen mit der Begründung, De Magistris habe Einblick in ein laufendes Verfahren gegeben – das übrigens den pikanten Namen „Why not“ trug. Die Verfügung war noch nicht amtlich, da hatten Mastellas Inspektoren bereits alle Unterlagen des Staatsanwaltes aus dessen Büro beschlagnahmt – auch aus dem Tresor, den sie sich von einem Bürogehilfen aufschließen ließen. Als eine der letzten Amtshandlungen gelang es Mastella, den Staatsanwalt De Magistris nicht nur versetzen zu lassen, sondern auch seines Amtes als Staatsanwalt zu entheben.

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